Zum 75. Todestag von Max Braun

Auf Einladung der Antifa Saar/Projekt AK gedachten am 03. Juni 2020 knapp 100 Antifaschistinnen und Antifaschisten aus unterschiedlichen Parteien und Organisationen dem saarländischen Sozialisten und militanten Antifaschisten Max Braun anlässlich seines 75. Todestages.

Die Genossinnen und Genossen der Antifa Saar haben hier einen etwas umfangreicheren Bericht veröffentlicht. Ebenfalls ans Herz legen möchten wir Euch diesen Blog über Max Braun, auf dem Ihr weiterführende Infos zu seiner Person und zu seinem Kampf gegen den Anschluss des Saarlandes an Nazideutschland findet.

Was wir heute von der antifaschistischen Einheitsfront im Saarland und auch ihrer Niederlage lernen können, gar müssen, das erläutern wir in unserem Redebeitrag, der untenstehend nachzulesen ist.

 

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Redebeitrag ConnAct Saar:

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,

wir wollen heute angesichts des 75. Todestages des antifaschistischen Kämpfers Max Braun allen saarländischen Antifaschist_innen gedenken, welche unter Einsatz ihres Lebens gegen den Anschluss des Saarlandes an NS-Deutschland und auch davor und danach gegen den Faschismus gekämpft haben.
Bis heute erleben wir, dass die erste Saarabstimmung anlässlich derer im Saarland leider viel zu spät eine Kooperation aus Kommunist_innen, Sozialdemokrat_innen und christlichen Antifaschist_innen zustande kam, um die politische Katastrophe noch abzuwenden, ständigen Relativierungen und billiger Schönrederei ausgesetzt ist.
Angesichts der gut 90% der Wahlberechtigten welche für einen Anschluss an das Deutsche Reich abstimmten, hält sich bis heute vor allem die Legende, man hätte „für Deutschland“ aber nicht „für Hitler“ abgestimmt. Die gesellschaftliche Realität war eine völlig andere. Die NSDAP war längst als führende politische Kraft in der „Deutschen Front“ etabliert, Hakenkreuzflaggen prägten das Bild saarländischer Städte und Gemeinden und die Gleichschaltung der bürgerlichen Kräfte begann bereits 1933 und eben nicht erst 1935. Namhafte spätere Landespolitiker wie die Ministerpräsidenten Franz Josef Röder und Egon Reinert engagierten sich längst in der NSDAP und das saarländische Kapital, allen voran Ernst Röchling, hatten engste Verbindungen zu den Nazis.
Angesichts der Mobilisierungserfolge der „Deutschen Front“, die kurz vor der Abstimmung Hunderttausende auf den Wackenberg mobilisieren konnte, der Begeisterung der Saarländer_innen für den Nationalsozialismus und der schlichten Tatsache, dass für Deutschland stimmen automatisch hieß für Hitler zu stimmen bleiben alle Relativierungen nichts als Seelentrösterei. Das Ergebnis der Abstimmung war ein Todesurteil für saarländischen Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Kommunist_innen, Sozialdemokrat_innen und Menschen, die ihr Exil schon im Saargebiet suchen mussten.

Auch nach 1945 lernte die politische Linke nur bedingt aus ihren Fehlern. Anstatt am Saarstaat festzuhalten, welcher zumindest einen antifaschistischen Grundkonsens besaß, propagierte sowohl die Mehrheit der SPD als auch die KPD bei der zweiten Saarabstimmung abermals für den Anschluss. Die saarländischen Kommunist_innen erhielten zum Dank dafür das Parteiverbot von der Regierung Adenauer.

Damit war aber der antifaschistische Kampf im Saarland nicht beendet, er dauert bis heute an. Wir müssen von der antifaschistischen Einheitsfront im Saarland und aus ihrer Niederlage lernen. Einheitsfront kann nur bedeuten sich um eine richtige, die Betonung liegt auf Richtig, strategische oder taktische Losung oder Forderung zu gruppieren. Diese müsste heute als demokratischen Mindestkonsens die Niederlage der AFD, die Zerschlagung von allen Nazistrukturen und die Abschaffung des Verfassungsschutzes zum Inhalt haben. Das heißt, die Verhinderung von faschistischer Agitation, Organisation und Praxis. Wir müssen die Geschichtslosigkeit des zivilgesellschaftlichen Antifaschismus heute überwinden. Dies heißt, an die faschistischen Kontinuitäten zu erinnern und das Gedenken und die Kämpfe der Betroffenen der mörderischen Kontinuität der deutschen Nation zu unterstützen. Der Antikommunismus der angeblich geläuterten deutschen Zivilgesellschaft muss bekämpft werden, welcher rechte und linke Gewalt gleichsetzt und somit die notwendige antifaschistische Militanz delegitimiert. Eine Einheitsfront auf dieser Grundlage bräuchte es, um den demokratisch-antifaschistischen Abwehrkampf, der vor uns liegt, konsequent führen zu können. Ein Schritt dorthin ist auch das Erinnern an die Geschichte der antifaschistischen Bewegung, wie wir es heute praktizieren!

In diesem Sinne:

Gegen Deutschland!

Es lebe die antifaschistische Einheitsfront!

Es lebe der Sozialismus!

https://antifa-saar.org/Word/wp-content/uploads/2020/07/MaxBraun2020_Bild021.jpgFotos: Antifa Saar/Projekt AK