Redebeitrag zum Internationalen Frauenkampftag 2022

 

Liebe Genoss_innen, liebe Freund_innen, 

Wir stehen heute hier am 8. März, einem Tag mit historischer Bedeutung.Ein Tag, dessen Bedeutung gerade heute im Angesicht des russischen Angriffskrieges und der realen Gefahr eines Weltkrieges ins Bewusstsein gerufen werden muss: Die Internationale Konferenz kommunistischer Frauen legte unter der Führung Clara Zetkins den 8.März als internationalen Frauentag fest, weil an jenem Tag 1917 in Petrograd die Frauen streikten. Sie gaben damit den Startschuss für den Sturz des Zaren und letztlich auch für die Revolution, die dem ersten Weltkrieg in Russland ein Ende setzte. 

Neben Brot und Frieden kämpften Frauen an und seit diesem Tag über Jahre für die Einführung des Frauenwahlrechts. An diesem Tag traten Frauen unter anderem für gleichen Lohn bei gleicher Arbeitsleistung und für die Einführung des Achtstundentages ein. Der Internationale Frauenkampftag war immer schon ein Tag, an dem für Frauenrechte gekämpft wurde, für Demokratie, für Frieden und für den Sozialismus! 

An das revolutionäre Potenzial dieses Tages und die mit ihm verbundenen Kämpfe weltweit gegen die Ausbeutung von Frauen müssen wir heute erinnern. 

Denn auch heute noch müssen Frauen weltweit kämpfen. Kämpfen gegen patriachale Strukturen, kämpfen gegen ein Wirtschaftssystem, dass sie systematisch ausbeutet und unterdrückt, kämpfen gegen Reaktion und für den Frieden. 

Die sozialen Verwerfungen, mit denen Frauen kämpfen müssen, werden in der Pandemie besonders sichtbar:

Arbeitende Frauen trifft diese Krise doppelt (WSI Hans Böckler). Der Rückzug in die Kleinfamilie belastet Frauen insofern doppelt, dass sie es mal wieder sind, die zum großen Teil die Care/Sorge- und Reproduktionsarbeiten übernehmen müssen, während der Pandemie viermal soviel wie Männer. In Beziehungen mit Männern treten Frauen im Job zurück, um sich in Zeiten von Homeschooling der Kinderbetreuung anzunehmen. Dieses Phänomen, dass Frauen zurück in den privaten Haushalt gedrängt werden, wird als natürlich und sinnvoll wahrgenommen. Frauen, die auf Grund patriarchaler Lohnunterschiede weniger verdienen als Männer, werden so noch mehr in finanzielle Abhängigkeit von ihrem Partner gedrängt, Hausarbeit und Kinderbetreuung werden schließlich nicht entlohnt. Hier können wir sehen: Die sogenannte „Retraditionalisierung“ der Geschlechterrollen während der Corona-Pandemie basiert auf einer knallharten ökonomischen Realität, die durch das Zusammenspiel von Patriarchat und Kapitalismus erzeugt wird.   

Deshalb müssen wir dafür kämpfen, dass auch diese Arbeit gesellschaftlich organisiert und geschlechtergerecht geteilt werden kann! 

Hierfür braucht es zum einen den Aufbau oder Ausbau von Kindertagestätten, Wäschereien, Kantinen, welche nicht dem Profitprinzip unterworfen sind.

Zum anderen braucht es eine radikale Arbeitszeitverkürzung und das Ende des Gender Pay Gap, um im Privaten die Hausarbeit geschlechtergerecht aufteilen zu können und Frauen aus der finanziellen Abhängigkeit des Mannes zu reißen.

Besonders hart trifft dieses Zusammenspiel von Kapital und männlicher Vorherrschaft auch in dieser Krise alleinerziehende Mütter. Schon vor der Pandemie waren fast die Hälfte der Alleinerziehenden in Deutschland von Einkommensarmut betroffen. 90% von Ihnen sind Frauen. Viele dieser Frauen, die schon vor der Pandemie von Armut betroffen waren, wurden während der Pandemie mit Doppel- und Dreifachbelastungen allein gelassen. Die Corona-Hilfen kamen, wenn sie die Betroffenen überhaupt erreichten, zu spät, viele Frauen sind auf nichtstaatliche Hilfsangebote angewiesen, um sich und ihre Kinder grundversorgen zu können. Und das in einem Land, das sich als Sozialstaat preisen lässt. Auch jetzt werden bei immer weiter steigender Inflation und der Teuerung von grundlegenden Waren Sozialleistungssätze wie Hartz4, nicht angehoben, die betroffenen Frauen können sehen wo sie bleiben.

Deshalb müssen wir als feministische Bewegung auch dafür kämpfen, dass der Sozialstaat nicht dazu da ist, die Armut zu verwalten, sondern sie abzuschaffen!

Wir wollen auch einen Blick auf die Pflegeberufe richten, die meist von Frauen getragen werden. Unterbezahlte Berufsgruppen im Sorgebereich werden immer noch meist von Frauen besetzt, dabei wird auf das verbreitete Bild der sich kümmernden Frau gesetzt, um die schlechten Arbeitsbedingungen zu kaschieren: Frauen täten das ja „von Natur aus“ gerne. In der Pandemie wurden sie beklatscht, ja man hat sogar ernsthaft eine Münze nach ihnen bedruckt. Jegliche Anerkennung finanzieller Art oder in Form gerechterer Arbeitsbedingungen blieb jedoch fast gänzlich aus. Stattdessen werden Arbeitsgesetze so gebogen, dass Pflegekräfte noch länger arbeiten können, die Errungenschaften der Frauenbewegung werden mit Füßen getreten. Die Absicht, Menschen zu helfen, wird pervertiert: durch die Ausrichtung der Gesundheit nach ökonomischen Kriterien, dadurch, dass sich Gesundheit finanziell lohnen muss.

Deshalb: Keine Profite mit der Gesundheit! Solidarität mit den gewerkschaftlichen Kämpfen in der Pflege, welche gerade auch von Frauen getragen werden! 

Wir sehen auf allen Ebenen: Frauen sind besonders von der Krise betroffen. Deshalb: 

Frauen raus aus der Krise!

Wehrt euch, tretet füreinander ein!

Wie schon 1917 muss es immer noch heißen:

    Für Brot und Frieden! Für Frauenbefreiung und Sozialismus!