Bericht und Redebeitrag:
Frauenkampftag 2020 in Saarbrücken
Am heutigen 8. März, dem internationalen Frauenkampftag sind in Saarbrücken mehr als 350 Menschen auf die Straße gegangen um gegen patriarchale Gewalt und Ausbeutung an Frauen zu demonstrieren.
Aufgerufen zu der Demonstration hatte auch in diesem Jahr das „Aktionsbündnis zum internationalem Frauenkampftag“. An dem Bündnis beteiligten sich die Linksjugend‘solid Saarland, Die PARTEI, der Arbeitskreis Feminismus des Astas der Universität des Saarlandes, Fem Up, die Antifa Saar/ Projekt AK und ConnAct Saar. Von allen genannten Zusammenhängen wurden Redebeiträge gehalten. In den Redebeiträgen wurden verschiedene Themen patriarchaler Gewalt und Ausbeutung verhaldelt.
Redebeiträge kamen von den organisierenden Gruppen und vom Kurdischen Gesellschaftszentrum Saarbrücken, auch gab es eine Verlautbarung zu staatlichen Repression gegen linke und feministische Aktivist_innen nach den Protesten gegen die Piusbrüderschaft im November letzten Jahres. Carolina Balderama von der Bewegung „Ni una menos“ sendete ein Grußwort aus Argentinien um auf den internationalistischen Charakter des Feminismus aufmerksam zu machen.
Außerdem gab es kulturelle Beiträge, unter anderem sang der ArbeiterInnenliederchor Rote Concordia und am Hauptbahnhof gab es einen kurzen Auftritt der feministischen Sängerin Mino.Riot.
Redebeitrag ConnAct:
Liebe Genossinen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,
In unserer Gesellschaft welche grundlegend durch die Klassensysteme des Kapitalismus und des Patriarchats strukturiert ist, erleben wir jeden Tag, das Frauen zu Waren degradiert werden.
Wenn wir uns Werbung ansehen, dann sehen wir das Frauen als pure Platzhalterinnen für Produkte dienen, wir erleben wie Männer über Frauen sprechen, als seien sie bloße Objekte, die es zu besitzen gilt und wir erleben wie vor allem Frauen in unserer Gesellschaft der sexueller Gewalt ausgesetzt sind.
Wir erleben jeden Tag wie mit Frauen in dieser Ökonomie, in der Arbeitswelt umgegangen wird. Im Kapitalismus müssen Menschen jeden Geschlechts ihre Arbeitskraft verkaufen um dafür den lebensnotwendigen Lohn zu erhalten. Doch offenbar ist die Ware männlicher Arbeitskraft deutlich mehr Lohn wert als die Arbeitskraft von Frauen, wie massive Lohnunterschiede zeigen. Frauen fällt im patriachalen Kapitalismus zudem immer noch vornehmlich zu, die Reproduktionsarbeit und die Sorge-Arbeit leisten zu müssen, also Tätigkeiten für welche es gar keinen oder nur schlechten Lohn gibt. Gerade bei unbezahlter Arbeit wird die Frau, da ihre Arbeitskräft gar keinen konkreten Gegenwert mehr erhält, selbst wie eine Maschine, wie eine Sklavin behandelt. Dies hat seinen eigenen Sinn für die Mehrwertproduktion: Frauen fällt im Kapitalismus die Aufgabe zu diese sicher zu stellen, da für sie die Seite der Hausarbeit, der Pflegearbeit, die Erziehung von Kindern und die emotionale Pflege verantwortlich sind. In dieser Funktion werden Frauen wie Waren behandelt, die ihre Aufgaben ohne Klagen hinzunehmen haben und erfüllen sollen.
Deshalb müssen wir beides bekämpfen: Das Patriarchat und den Kapitalismus!
Frauen werden in unserer heutigen Welt in vielen Kontexten international aber auch ganz konkret selbst zu Waren gemacht und als solche gehandelt. Das hat weitreichende und furchtbarste Folgen für viele Frauen und Mädchen weltweit.
So werden Frauen immernoch in gewaltigen Zahlen als Sklavinnen geknechtet. Derzeit sind Schätzungen zufolge über 40 Millionen Menschen versklavt. Und dies betrifft in einer großen Mehrheit Frauen und Mädchen.
Obwohl Sklaverei in allen Staaten offiziel verboten ist, bleibt sie gängige Praxis: Sie findet nicht nur in Bürgerkriegsgebieten sondern überall statt, egal ob in Indien, in Pakistan, in Lateinamerika, in Europa und auch in Deutschland.
Versklavung beduetet Zwangsheirat, Zwangsprostitution und Zwangsarbeit, sie ist die höchste Form der ökonomischen wie sexuellen Ausbeutung von Frauen.
Sie werden auf brutalste Weise ausgebeutet, ihre Arbeitskraft ausschließlich ihrem Besitzer gehört. Zudem ist die Versklavung eine praktische Garantie für das Erleiden sexueller Gewalt: Laut „Global Estimates“ erfahren 99% aller Frauen in der Versklavung sexuelle Gewalt. Nicht nur die Arbeistkraft sondern auch der weibliche Körper wird in der Versklavung schlicht als Eigentum des Sklavenhalters betrachtet.
Schockiert wenden wir uns von vermeintlichen Feminist_innen ab, welche Phänomene wie Versklavung und sonstige Unterdrückung von Frauen als kulturelle Eigenarten beschreiben, gegenüber welchen man als weiße, westliche Person nicht zu urteilen habe.
Praktische Versklavung von Frauen findet auch in Europa und Deutschland statt
Insbesondere Frauen aus Osteuropa werden von Menschenhändlern in die Prostitution gezwungen und als Ware verkauft. Jedes Jahr werden in Deutschland, dass sich mit seinem liberalen Umgang mit Prostitution zum „Bordell Europas“ entwickelt hat, hunderte Fälle von Zwangsprostituion offiziell verfolgt, die Dunkelziffern liegen in einem noch weitaus höheren Bereich. Der deutsche Staat hat aber kein genuines Interesse daran, die Prostitution zu bekämpfen, viel eher ist sie politisch gewollt, schließlich spült sie schätzungsweise 15 Milliarden Euro an Umsätzen in deutsche Taschen. Da die Zwangsprostitution für die Menschenhändler und Zuhälter_innen besonders profitabel ist, weil die versklavten Prostituierten vollständig entrechtet sind, ist sie in der kapitalistischen Ordnung eine notwendige Erscheinung. Die Menschenhändler und Freier, welche dieses System finanzieren und davon profitieren müssen deshalb konsequent bekämpft werden!
Doch die Zwangsprostitution und praktische Versklavung ist nur eine Konsequenz der Behandlung der Frau als Ware in der Prostitution:
Durch Prostitution wird die Sexualität von Frauen generell zu einer Ware gemacht
Damit wird der Gesellschaft, die Prostitution duldet die Ideologie vermittelt, das Frauen in ihrer Körperlichkeit jederzeit gekauft werden können. Der Unterschied zu alltäglicher kapitalistischer Lohnarbeit besteht darin, dass nicht nur die Arbeitskraft der Person zur Ware wird, sondern sie selbst in ihrer gesamten Existenz.
Wir wenden uns gegen den Kauf von Frauen als Ware in allen ihren Formen und streben eine Gesellschaft an, in welcher Prostitution nicht mehr existiert. Wir wenden uns gegen einen Feminismus der Prostitution, welche immer aus Zwängen heraus ensteht, als „freie Sexarbeit“ verharmlost und sie zu einer völlig gewöhnlichen Form der Lohnarbeit erklärt.
Wir erklären uns international solidarisch mit allen Frauen, welche von den Zumutungen des patriachalen Kapitalismus betroffen sind
Das bedeutet auch, nicht nur die Situation vor Ort in den Blick zu nehmen, sondern beispielsweise auch zu kritisieren, wie die westlichen Staaten, welche sich verlogen die Gleichstellung auf die Fahnen schreiben, Staaten, welche Frauen massivst unterdrücken finanzieren, hofieren und mit den Waffen beliefern, mit deren Hilfe Frauen versklavt werden.
Als Feminst_innen und Kommunist_innen vertreten wir einen universalistischen Standpunkt, der auf die Befreiung aller Frauen abzielt.
Wir Frauen dieser Welt teilen ein gemeinsames Interesse: Wir wollen alle in einer Welt ohne Gewalt und Ausbeutung leben, wir wollen alle keine Waren sein. Das zu erreichen, muss Ziel des Feminismus sein.
Deshalb:
Hoch die internationale Solidarität!
Nieder mit Kapitalismus und Patriarchat!
Für die sozialistische Revolution und die Befreiung der Frau!
Auf das keine Frau mehr Ware sein muss!