Überall auf der Welt kämpfen Frauen für ihre Selbstbestimmtheit: In den USA gegen den gesellschaftlichen Backlash, in Spanien im letzten Jahr durch einen Frauenstreik mit über 5 Millionen Teilnehmerinnen, in Argentinien die Frauenbewegung „Ni una menos“ gegen Femizide und Gewalt an Frauen und nicht zuletzt die kurdischen Frauenverteidigungseinheiten der YPG.
Der Kampf um das Recht der Abtreibung ist ein zentraler Bestandteil dieser Bewegungen:
Fakt ist: Über 25 Millionen Abtreibungen weltweit sind unsicher – das ist fast die Hälfte aller jährlichen Abtreibungen.
Fakt ist auch: Es findet jede 8. Abtreibung unter prekären Bedingungen statt, fast jede davon in Regionen der kapitalistischen Peripherie in Asien, Afrika und Lateinamerika. Dabei enden die unsichersten Abbrüche tödlich. Ausgeführt durch die Schwangere selbst oder durch nicht ausgebildete Personen, die oft die letzte Hoffnung darstellen.
Und doch treiben Frauen in diesen Ländern nicht seltener ab, sondern nur riskanter:
Die riskantesten Schwangerschaftsabbrüche gibt es in den 62 Ländern, in denen Abtreibung komplett verboten oder nur zum Schutz der Mutter erlaubt ist.
Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen der Härte des Abtreibungsgesetzes und unsicheren Abtreibungsversuchen. Die Zahlen zeigen uns: Abtreibungsverbote töten Frauen. 68 000 Frauen sterben deshalb jährlich. Um Leben zu schützen, muss Abtreibung legal sein!
Auch in Deutschland hat der männerbündisch organisierte Staat von selbst kein Interesse daran, die Selbstbestimmung von Frauen zu ermöglichen. Bereits seit 1871 ist durch den Paragraphen 218 der Schwangerschaftsabbruch unter Strafe gestellt. Auch das Verbot über Abtreibungen zu informieren besteht mit dem Paragraph 219a seit dem Nationalsozialismus. Es ist alleine den Kämpfen der feministischen Bewegung zu verdanken, dass in der BRD der Schwangerschaftsabbruch in den ersten 12 Wochen nach einer Zwangsberatung ohne Strafverfolgung möglich ist. Jedoch sind diese vorläufigen Errungenschaften nicht in Stein gemeißelt. Sie sind ständigen Angriffen ausgesetzt. Auch werden immer noch Ärzt_innen wie Kristina Hänel aus Gießen auf Grundlage des Informationsverbotes zu Geldstrafen verurteilt.
In der öffentlichen Debatte wird der Paragraph 219a häufig als „Werbeverbot“ zusammengefasst, dabei wird der Unterschied zwischen „Werbung“ und sachlicher Information komplett ignoriert. Dieses vermeintliche „Werbeverbot“ machen sich Pro-Life-Aktivisten wie Yannick Hendriks neuerdings wieder vermehrt zunutze, indem sie gezielt Ärztinnen und Ärzte, die über Abtreibungen informieren, anzeigen und Patientinnen einschüchtern. Dieser Versuch die Selbstbestimmheit der Frau anzugreifen kommt nicht von irgendwo:
Der Erfolg der antifeministischen Kräfte von Trump über AfD, Polens PiS-Regierung und jüngst Jair Bolsonaro in Brasilien ist der Ausdruck eines Rechtsrucks, der Nationalismus, Rassismus und Misogynie wieder salonfähig macht. Das ist ein Angriff auf alle bisherigen Errungenschaften der feministischen Bewegung. Auf diesem Boden fühlen sich schließlich auch religiöse Fundamentalist_innen wohl.
Doch warum sprechen Staat und Kirche dem weiblichen Teil der Bevölkerung immer noch seine Mündigkeit ab?
Der Mensch wird seit ersten Definitionsversuchen aus männlicher Perspektive begriffen und so auch seine Autonomie. Der Selbstbestimmung des Mannes als herrschendem Geschlecht über den eigenen Körper bedarf es in einem männlich geprägten Autonomiebegriff keiner Diskussion – sie ist selbstverständlich.
Frauen wurden und werden Aufgaben wie Reproduktionsarbeit überlassen. Dazu gehört nicht nur Kinder gebären, sondern auch sie großzuziehen und sie und ihre Männer bedingungslos zu versorgen. Aber nein, sie werden ihnen nicht nur überlassen, sondern zu ihrer natürlichen Funktion erklärt. Währenddessen können Väter in ihren Kindern und Frauen männliches Potenz- und Statussymbol sehen.
Während das herrschende Geschlecht immer wieder neue Entwürfe von sich selbst verwirklichen konnte und kann, ist diese Freiheit Frauen in ihrer vorformulierten Rolle als Mutter und Hausfrau verwehrt.
Frauen mussten sich ihre Autonomie immer erst gegen die patriarchale Gesellschaft erkämpfen und müssen das auch heute noch überall auf der Welt tun. Dabei geht es nicht nur um eine rechtliche Gleichstellung, sondern um eine direkt gesellschaftliche, für welche Gesetze höchstens eine Grundlage sein können.
Im Falle der Abtreibung heißt das eben nicht nur diese zu legalisieren, sondern auch die Kräfte politisch zu bekämpfen, die Abtreibungen stigmatisieren und zur Ausgeburt der Hölle erklären. Denn die gesellschaftliche Stigmatisierung geht hier wiederrum der Verschärfung der Gesetze nur voraus.
Daher kämpfen wir für:
Weltweiten kostenlosen Zugang zu Aufklärung über den menschlichen Körper und Sexualität, sowie zu Verhütungsmitteln!
Die Umsetzung der Informationsfreiheit! Es muss möglich sein öffentlich über Abtreibungsmöglichkeiten aufzukären! §219a StGB abschaffen!
Die Abschaffung des §218 StGB! Abtreibungen müssen legal, kostenlos und sicher sein!
Verlasst euch nicht darauf, dass der Staat oder andere euch Rechte gewähren! Kämpft selbst für ein selbstbestimmtes Leben!
Werdet aktiv! Outet fundamentalistische Arschlöcher!
Schluss mit der Stigmatisierung von Abtreibungen! Die Hölle denen, die daran glauben!