Am heutigen Tag feiert sich Deutschland wieder selbst. Am 3. Oktober 1990 schloss die BRD die Deutsche Demokratische Republik, den Staat, der trotz seiner autoritären und antizionistischen Auswüchse, wenigstens seinem eigenen Anspruch nach antifaschistisch und antikapitalistisch war.Die Leute die Deutschland-Fahnen wedelnd bereits davor die Grenze stürmten, wollten zu oft “freie” Deutsche sein und keine befreiten Individuen. Das freie und geeinte Deutschland, dass jetzt wissen konnte, dass man nicht bestraft wird, wenn man die industriell betriebene Auslöschung der europäischen Jüdinnen und Juden, die Shoah, organisiert und ausführt.Die “wiedergutgewordenen” Deutschen, die nun behaupten konnten zwei “Diktaturen” hinter sich gelassen zu haben waren jetzt “Aufarbeitungsweltmeister” der eigenen Geschichte und konnten mit einem moralisch erhobenen Haupt das tun was davor noch nicht möglich war.
Nur drei Jahre nach dem Ende der DDR brannten im wiedervereinigten Deutschland Flüchtlingsheime. Der deutsche Mob und die Politik gingen Hand in Hand bei der Bekämpfung der Geflüchteten. Das Grundrecht auf Asyl wurde faktisch massiv eingeschränkt.
Statt blühende Landschaften erwartete die Menschen im Osten oft genug die Schließung von Kindertagesstätten und weiterer öffentlicher Einrichtungen, die Zerschlagung der als nicht mehr konkurrenzfähig ausgemachten Wirtschaft unter der Mafia der „Treuhand“, Arbeitslosigkeit und verschärfte Ausbeutung. Auch konnte man unter rot-grüner Regierung wieder souverän Krieg führen und Bomben werfen auf die Reste des aus dem antifaschistischen Widerstand entstandenen Jugoslawien. Deutsche Minister konnten wieder in sozialchauvinistischen Geraune fordern, dass Arbeitslose der faktischen Zwangsarbeit zugeführt werden sollten. Hartz4 und und die Ausweitung des Niedriglohnsektors ließen nicht lange auf sich warten. Auch zwei Jahrzehnte später ist die Situation nicht besser. Die BRD ist die Führungsmacht in Europa, darf die griechische Arbeiter_innenklasse mit harter Hand und dabei immer guten Umfragewerten leiden und verrecken lassen. Sie darf das europäische Grenzregime immer weiter brutalisieren und kann dabei immer auf den Zuspruchs des Mobs zählen. Und dabei behält sie immer die moralische Oberhand. Mit triftiger ideologischer Rechtfertigung derer, die das moderne, das “gute” Deutschland gegen das in den Osten oder an die politischen Ränder ausgelagerte “böse” Deutschland in Stellung bringen. Dagegen bleibt immer wieder zu betonen, dass das “helle” und das “dunkle” Deutschland nur zwei Seiten derselben Medaille darstellen.In diesem Sinn, wollen wir heute, am “Tag der Deutschen Einheit” trauern! Den Tag der als Nationalfeiertag gewählt wurde um über die Reichspogromnacht nicht sprechen zu müssen.
Trauern um alle, welche Opfer dieses Deutschlands wurden und werden: Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, sowjetische Zivilist_innen, Homosexuelle, Geflüchtete, Linke und viele mehr.
Und wir wollen kämpfen für eine Gesellschaft, die die deutschen Ideologie und ihre politökonomische Basis überall auf der Welt hinter sich gelassen hat. Für eine Gesellschaft ohne Angst.Nie wieder Deutschland!