Deutsche Zustände

 

Faschist_innen halten ihr Wort. Was seit Auschwitz ein Allgemeinplatz sein sollte, führt der deutsche Mob uns immer wieder vor Augen. Gaulands „Wir werden sie jagen“ wurde auf Chemnitz Straßen Wirklichkeit. Seit Chemnitz nun lautet die Parole „Töten“. Faschist_innen halten ihr Wort. Medien und Politik meinen sie wüssten in diesen Tagen, wer Opfer des Mobs ist. Sie sagen, es wäre die „bürgerliche Mitte“ und der „Rechtsstaat“, die beschützt werden müssen. Dort, wo die „bürgerliche Mitte“ aufläuft, um Gesicht zu zeigen, wissen die Medien, was sie senden müssen, um die Zivilgesellschaft zu inszenieren. Der „Standort Chemnitz“ wird angegriffen, von „rechten und linken Chaoten“, sagen sie. Es ist kein Kampf zwischen links und rechts, sondern zwischen allen, die zum Rechtsstaat stehen und denen, die ihn missachten, sagen sie. Von den Grünen über die SPD zur CDU. „Wir sind mehr“ sagen alle bis auf die CDU. Das alles stimmt nicht. In Chemnitz sind „wir“ nicht mehr, wenn kein kostenloses Konzert dabei rumspringt oder ein Hashtag zur Inszenierung winkt. In Chemnitz wird keine „bürgerliche Mitte“ und kein „Rechtsstaat“ angegriffen, sondern Menschen, die der Mob als Feinde der Nation zählt: Migrant_innen, Reporter_innen und Linke. Die Faschist_innen geben die konsequentesten Antworten auf die Fragen, die von der „bürgerlichen Mitte“ gestellt werden. Die Diskussion, die die Mitte mit den Faschist_innen führt, ist die Frage, ob der Rassismus unter staatlichem Gewaltmonopol exekutiert wird, oder ob auch der Mob selbst jagen und töten darf. Die Forderung nach dem Rechtstaat und nach mehr Polizei wird nicht diejenigen schützen, denen Staat und Mob den Krieg erklärt haben. Die Umsetzung dieser Forderung wird den Rassismus und die autoritäre Wende der repressiven Staatsapparate verschärfen, weil sie nicht die Opfer rechter Gewalt schützen will, sondern „Recht und Ordnung“. Das Recht und die Ordnung, welche Menschen in den Tod abschiebt, sie im Mittelmeer ertrinken lässt und sie in Lager interniert. Das Recht und die Ordnung, die in Ellwangen, wo Geflüchtete versuchten eine Abschiebung zu verhindern, das Vielfache an Polizeikräften auffahren ließ, von dem was in Chemnitz den Mob jagen ließ. Das Recht und die Ordnung, die am Samstag stundenlang Antifaschist_innen einkesseln und angreifen, welche sich dem deutschen Mob entgegenstellen. Wir freuen uns, wenn heute viele beim Konzert in Chemnitz als „Zivilgesellschaft“ Gesicht zeigen. Wir freuen uns noch mehr, wenn sich die „Zivilgesellschaft“ entscheidet, Haltung zu beziehen: Haltung nicht nur als Selbstinszenierung einer „offenen und toleranten Gesellschaft“, welche eine wirkliche Kritik des gesellschaftlichen Rassismus verhindert. Sondern Haltung als Bekenntnis zur Notwendigkeit des antifaschistischen Kampfes, mit allen Mitteln, die nötig sind. Haltung gegen diese mörderische Regierung. Haltung gegen die extremismustheoretische Ideologie, die durch alle Medien spukt, die die Gewalt derer, die töten, gleichsetzt mit der Gewalt derjenigen, die das Töten verhindern wollen, um die Gewalt der herrschenden Mörder zu verschleiern. Haltung beziehen, auch wenn es darum geht sich dem Mob praktisch entgegenzustellen, wenn es darum geht Pogrome praktisch zu verhindern.Kein Frieden mit den deutschen Zuständen!Organisiert den antifaschistischen und antirassistischen Selbstschutz!

Foto: Demonstration Pogrome verhindern, bevor sie passieren! , am 28.08.2018 in Hamburg